MädchenDas Konzept der Bi-Edukation ermöglicht durch die Trennung von Jungen und Mädchen in den Jahrgangsstufen der SI (Klassen 5 bis 10) eine Unterrichtsmethodik, die die speziellen Bedürfnisse und Interessenschwerpunkte von Jungen und Mädchen berücksichtigt. In den monoeJungeduktaiven Klassengemeinschaften werden ohne den jeweiligen wertenden und prüfenden Blick des anderen Geschlechtes die eigenen Rollen in einem weiteren Spektrum ausprobiert und übernommen. Gleichzeitig findet das Schulleben nicht ohne das jeweils andere Geschlecht statt: In Pausen und Arbeitsgemeinschaften, Gottesdiensten und gesamtschulischen Veranstaltungen trifft man aufeinander und gestaltet das Schulleben gemeinsam.

Darüber sieht das Clara-Fey-Gymnasium im Rahmen der sogenannten begleiteten Studienzeiten gesonderte Förder- und Unterstützungsmaßnahmen für die Fächer Deutsch, Englisch, Französisch und Mathematik vor, bei dem durch entsprechende unterrichtsorganisatorische Rahmenbedingungen die Schülerinnen und Schüler in besonderer Weise individuell und genderspezifisch in den Hauptfächern durch ihre Fachlehrer begleitet werden.

Wir sind überzeugt davon, dass das bi-edukative Konzept jedem Kind eine größere Freiheit zur individuellen Entwicklung bietet, da stärkere Notwendigkeiten und differenziertere Möglichkeiten vorhanden sind, die Persönlich­keit unabhängig von der Rolle zu entwickeln.  Viele positive Rückmeldungen von Lehrern, Eltern und Schülerinnen und Schülern ermutigen uns, auf dem eingeschlagenen Weg voran zu schreiten und das Konzept der Bi-Edukation weiter zu entwickeln.

 

Das Ziel jedes katholischen Gymnasiums besteht in einer umfassenden und qualifizierten Ausbildung und Erziehung der ihm anvertrauten Kinder auf der Basis des christlichen Menschenbildes. In diesem Rahmen müssen Kinder dazu angehalten und ermutigt werden, ihre Talente zu entdecken, zu entfalten und sie verantwortlich vor Gott und gegenüber den Mitmenschen einzusetzen. Schulen sollen einen Ort bieten, an dem Kinder und Jugendliche lernen, sich unabhängig von Rollenzuweisungen zu selbstbewussten Per­sön­lichkeiten zu entwickeln, die ihre Stärken und Schwächen kennen und mit ihnen verantwortungsvoll umgehen können.

Unter dieser Maxime hat das Erzbischöfliche Clara-Fey-Gymnasium, das über viele Jahrzehnte der reinen Mädchenerziehung verpflichtet war, mit dem Schuljahr 2008/2009 die Bi-Edukation eingeführt und damit die lange Tradition der Schule im Bereich der Monoedukation weiter entwickelt.

Die Bi-Edukation ist ein innovatives Modell für die Gestaltung der Lernumgebung für Schüle­rin­nen und Schüler an einem Gymnasium. Dabei werden Mädchen und Jungen in der gesamten Sekundarstufe I, d.h. im Verlauf der Jahrgangsstufen 5 – 10, in getrennten, geschlechts­spezi­fischen Lerngruppen unterrichtet. In der gymnasialen Oberstufe findet der Unterricht von Schüle­rinnen und Schülern bis zum Ende der Schulzeit in gemeinsamen Kursen statt. Außer­unterrichtliche Arbeits­gemein­schaften und Projekte werden während der gesamten Zeit am Gymnasium von Mädchen und Jungen gemeinsam wahr­genommen.

Dieses Konzept bietet in besonderer Weise die Möglichkeit, Kinder und Jugendliche in der Entwicklung ihrer Persönlichkeit im Hinblick auf ihre kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten zu fördern, da im Vergleich zur Koedukation Ent­wicklungs-, Interessens- und Bega­bungs­­unterschiede jedes einzelnen Kindes stärker in den Blick genommen und im täglichen Unterrichtsgeschehen und gemeinsamen schulischen Leben berücksichtigt werden können. Dies ist z.B. möglich im Hinblick auf

– die zeitlich unterschiedlich verlaufende Pubertät bei Mädchen und Jungen;

– den erhöhten Förderbedarf von Jungen im Bereich von sprachlicher Kommunikation und Feinmotorik;
– den erhöhten Motivationsbedarf bei Mädchen im Bereich abstrakter Strukturen und des formalen Denkens;

– den erhöhten Bewegungsdrang von Jungen;

– die verschiedenen Arten von Jungen und Mädchen Konflikte auszutragen;

– das Interesse an unterschiedlichen Fragestellungen und Themen.

Ein wichtiges Argument für dieses Konzept ist auch die Reduzierung der unbewussten Wahr­nehmung von Geschlechterrollen in den Klassen. Dies führt zu einer Verbreiterung der Möglichkeiten jedes einzelnen Kindes, da innerhalb einer Klassengemeinschaft alle Rollen besetzt werden müssen. So müssen z.B. Mädchen den Computer bedienen und die naturwissenschaftlichen Experimente durchführen, Jungen ihre Ergebnisse protokollieren und präsentieren. Aufgaben und Pflichten innerhalb der Klassengemeinschaft müssen von beiden Geschlechtern selbstverständlich übernommen werden, ohne dass eine Festlegung in der Gruppe nach Geschlechtergesichtspunkten erfolgen kann.

Kolleginnen und Kollegen, die über viele Jahrzehnte ausschließlich Mädchen unterrichtet haben, reagieren viel sensibler als Lehrer in koedukativen Schulen auf das „Anderssein“ von Jungen. Wie die Mädchen schon seit langem, haben die Jungen so die Chance, mit ihren spezifischen Bedürfnissen wahrgenommen und ernst genommen zu werden. Eine kleine Auswahl an genderspezifischen Maßnahmen, die in den letzen Jahren in die Konzeption und Unterrichtsgestaltung eingeflossen sind, mag dies verdeutlichen.

  • Mädchen kommt ein intuitiv geführter, affektiver Unterrichtsstil entgegen, Jungen bevorzugen eine handlungsorientierte und auch strukturierte Vorgehensweise, bei der kompetitive und narrative Elemente einen hohen Motivationscharakter haben.
  • Jungen der Klassen 5 und 6 erhalten eine spezielle Förderung im kommunikativen Bereich der Fremdsprachen und Deutsch, Mädchen im Bereich der Mathematik.
  • Gruppenarbeit ist in der 5. Klasse bei den Jungen nicht zielführend, es werden Einzel- und Partnerarbeit als Unterrichtsformen bevorzugt. In Deutsch interessiert man Mädchen der Klasse 5 und 6 bevorzugt durch fiktionale Texte, wogegen Jungen eher durch Sachtexte oder Abenteuergeschichten angesprochen werden.
  • Im Kunstunterricht der Jungen werden bevorzugt handwerkliche Elemente eingesetzt.
  • In den Pausen besteht in den Turnhallen und auf dem Schulhof die Möglichkeit zu Bewegung, die besonders von Jungen der Klassen 5 und 6 intensiv (z.B. beim Fußballspiel) genutzt wird.

Gemeinsame Aktivitäten von Jungen und Mädchen ergeben sich ungezwungen aus überein­stimmenden Intereressen. So agieren beide Geschlechter zusammen u.a. in Chor, Orches­ter, Sanitätsdienst oder bei der SV-Arbeit und ein unverkrampfter Umgang miteinander ist in den Pausen oder bei übergreifenden Schulprojekten zu spüren.